Der Weg zur eigenen Firma
Feierabend – mit Kaffee und Ingwertee im Neubad. Jonas Tunger und Oliver Tschupp kommen gerade von der Arbeit. Sie haben sich heute in Eschenbach bei einem Gewerbegebäude um die wöchentliche Innenreinigung gekümmert, draussen noch etwas Laub gewischt zum Ende. Es ist einer der regelmässigen Kund:innen, die langsam aber sicher mehr werden bei der Facil GmbH, die die beiden heute 28-jährigen Luzerner im vergangenen Jahr gemeinsam gegründet haben. Ihr Angebot: Reinigungen, Hauswartungen und Gartenarbeiten.
Schon seit ihrer gemeinsamen Ausbildungszeit tauchte die Idee immer mal wieder auf, zusammen eine Firma zu gründen. Ihre Ausbildungen als Fachleute Betriebsunterhalt EFZ haben die beiden Männer im Jahr 2020 bei Brändi abgeschlossen. So schnell jedoch wäre es nicht zur eigenen GmbH gekommen, hätten sie nicht ihren ehemaligen Lehrmeister bei einem Grillfest wiedergetroffen. «Er hat uns in unserer Idee sehr bestärkt und gepusht», sagt Jonas Tunger. Und er sei sehr froh darüber. Denn der Zeitpunkt stimmte. «Ich denke für eine solche Entscheidung spielt die Lebenssituation eine grosse Rolle: Wie günstig lebt man, hat man bereits Familie oder nicht, die man finanziell mitdenken muss?» Für Jonas Tunger und Oliver Tschupp passte der Moment. Und mit Familie und Freunden, die sie bei grafischen oder betriebswirtschaftlichen Arbeiten unterstützten, ging vieles schneller als erwartet. «Am Anfang ist dann einiges drumherum auch improvisiert, man spart, wo man kann», erklärt Oliver Tschupp. So wurde das Wohnzimmer von Jonas Tunger zum Büro, der Keller von Oliver Tschupp zum Geräte-Lager. Und bald schon lief der Laden: Hausverwaltungen, Blockbesitzer, Gewerbe aber auch Privathaushalte gehören zu ihren Kund:innen. Und mittlerweile ist auch die Mund-zu-Mund-Propaganda angelaufen. Ein wichtiger Teil für die Kundengewinnung, denn in ihrer Branche spiele Vertrauen eine grosse Rolle. «Die Leute lassen uns in ihre Häuser, ihre Firmen, da braucht man eine solide Basis», so Oliver Tschupp.
Natürlich sei das erste Jahr nicht nur einfach gewesen, sagt Jonas Tunger: «Wir arbeiten in einer Niedrigpreisbranche, da ist die Preisfindung am Anfang sehr schwierig. Und wir haben dann teilweise aus mangelnder Erfahrung, teilweise halt auch, um an erste Aufträge zu kommen, zu niedrig offeriert. Uns unter Wert verkauft.» Auch bei Endreinigungen von Häusern und Wohnungen hätten sie gerade am Anfang manchmal böse Überraschungen erlebt, ergänzt Oliver Tschupp: «Da verlangen wir mittlerweile im Minimum Fotos, um den Aufwand einschätzen zu können.» Einer von vielen Teilen des Lernprozesses, den die Geschäftsgründer im letzten Jahr erleben. «Ein eigenes Geschäft zu führen ist, als würde man eine weitere Ausbildung machen», sagt Oliver Tschupp. Gerade im Bereich der Betriebswirtschaft und im Marketing mussten die beiden sich in den vergangenen Monaten einarbeiten. Aber auch darin, sich in einem Markt mit viel Konkurrenz zu behaupten und die eigene Nische zu finden. So bieten die beiden nun auch die Reinigung von Solarzellen an, wo die Nachfrage aktuell stark wachse und für die man spezielles Equipment braucht. Zudem setzen sie in möglichst vielen Bereichen ihrer Arbeit auf Nachhaltigkeit: Unter anderem mit biologisch abbaubaren Mitteln und mit Geräten, die möglichst wenig Emissionen verursachen.
Die Auftragslage schwanke saisonal stark, und trotzdem werden Oliver Tschupp und Jonas Tunger künftig einmal die Woche jemanden aus dem Brändi-Personalverleih beschäftigen können. Sie hätten erst auch andere Personalverleih-Firmen ausprobiert, aber diese Personen hätten nicht alles abgedeckt, was sie als Firma anbieten. «Bei den Leuten vom Brändi wissen wir, dass sie eine breite und fundierte Ausbildung haben und dass sie auch unterstützt werden im Hintergrund. Es ist einfach auch ein anderes Vertrauen da und ein Gefühl, dieselbe Sprache zu sprechen», so Jonas Tunger. Vor allem aus dem Grund, da sie ihre Ausbildung am selben Ort absolviert hätten.
«Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass viele Auftraggeber:innen sehr positiv darauf reagieren, wenn man die Ausbildung bei Brändi gemacht hat.» Und auch Jonas Tunger und Oliver Tschupp haben nur Gutes über ihre Ausbildungszeit zu sagen. «Ich habe das Gefühl man merkte, dass viel Zeit zum Lernen da war – es ging weniger um Profit, man war keine billige Arbeitskraft, wie ich das teilweise bei Freunden oder Bekannten während ihrer Ausbildung mitbekommen habe», sagt Oliver Tschupp. Die Ausbildung sei sehr strukturiert und sehr breit gewesen, und die Berufsbildner:innen wie auch die Lehrpersonen nicht nur kompetent, sondern auch motiviert und menschlich interessiert. Da sei es auch kein Wunder, dass die Leute, die man damals kennenlernte, viel zu den eingeschlagenen Wegen beigetragen haben und noch immer beitragen.