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Neun Jahre später: Der grosse Wunsch nach einer eigenen Wohnung

Bereits als 18-Jährige hatte Maria Sacco diesen einen grossen Wunsch: eine eigene Wohnung zu haben. Sie machte sich mit Unterstützung der Stiftung Brändi auf den Weg und erlebte, was Gespräche mit guten Menschen bewirken können.

Da waren meist mehr Zweifel als Gewissheit: Bin ich bereit für diesen Schritt? Und es gab oft mehr Fragen als Antworten: Schaffe ich das alleine? Der Weg von Maria Sacco zur eigenen Wohnung beginnt 2015, als sie ihre PrA-Ausbildung zur Servicefachfrau im Restaurant Cayenne der Stiftung Brändi in Sursee beginnt. Ihr neues Zuhause wird das «Wohnen in Ausbildung» in Kriens. Hier leben Jugendliche und junge Erwachsene während ihrer Ausbildung in Wohngruppen, begleitet von sozialpädagogischen Teams. «Das war wie eine zweite Familie, jeder war für jeden da», erinnert sich Maria Sacco. «Als ich beispielsweise meine Lehre abbrechen wollte, bestärkten mich alle darin, durchzuhalten. Heute bin ich froh, dass ich auf sie gehört habe.» Nach Abschluss ihrer Ausbildung spürte sie: Da ist mehr möglich. Ich kann noch selbstständiger leben. Sie wechselte in eine Aussenwohngruppe in der Stadt Luzern, wo nur noch an zwei Abenden pro Woche eine Betreuungsperson der Stiftung Brändi vor Ort war. «Ich war sehr stolz, zweifelte aber oft, ob ich es schaffe.» Auch hier wirkten die Gespräche mit WG-Bewohnenden und Betreuungspersonen. «Alle machten mir Mut und sagten: ‹Wenn man etwas will, kann man es schaffen.› Das hat mir geholfen.»


 

Als ich beispielsweise meine Lehre abbrechen wollte, bestärkten mich alle darin, durchzuhalten. Heute bin ich froh, dass ich auf sie gehört habe.
Maria Sacco

Der Wunsch nach einer eigenen Wohnung ist bei jungen Menschen mit einer Beeinträchtigung gross, weiss Stefanie Schulte. Die ausgebildete Sozialpädagogin unterstützt Maria Sacco und andere Bewohnende bei der Stiftung Brändi. «Viele Jugendliche und junge Erwachsene wünschen sich, selbstständiger zu wohnen», so Stefanie Schulte. «Dieses Bedürfnis hat stark zugenommen. Beliebt sind vor allem kleine Wohnungen in urbaner Umgebung.» Die Stiftung Brändi ermöglicht jungen Menschen, sich in einer selbstständigen Wohnform auszuprobieren und ihre Wohnvision zu verwirklichen. Man sammelt gemeinsam Erfahrungen und bleibt agil. In Krisen oder bei Überforderung kann es beispielsweise sinnvoll sein, wenn man zurück auf eine Wohnform mit mehr Betreuung wechselt. Das entlastet und entschleunigt, weiss Stefanie Schulte: «Junge Menschen haben dann wieder weniger Verantwortung zu tragen und können sich auf ihre Ausbildung konzentrieren.»

 

Bei Maria Sacco war das nicht nötig. Sie kam mit dem Leben in der WG gut klar, sodass eine noch selbstständigere Wohnform der logische nächste Schritt war: der Umzug zusammen mit dem Ex-Partner in eine eigene Wohnung mit ambulanter Fachleistung. «Vor allem der Umzug war stressig», erzählt Maria Sacco. «Es war viel Papierkram zu erledigen und ein ganzer Haushalt zusammenzusuchen.» Auch diesen Sommer wurde sie von der Stiftung Brändi stark unterstützt, als sie nach vier Jahren in Kriens allein in ihre aktuelle Wohnung umzog. So lebt Maria Sacco endlich so, wie sie es sich immer erträumt hatte. «Eine eigene Wohnung zu haben, fühlt sich toll an. Ich kann alles in meinem Tempo erledigen und selber entscheiden. Das geniesse ich sehr.»


 

Aktuell sehen sich Maria Sacco und Stefanie Schulte einmal wöchentlich. «Wir packen gemeinsam vielfältige Themen an. Mal besprechen wir einen Brief der Behörden, mal sprechen wir übers Kochen oder das öV-Billett», sagt Schulte. Ermöglicht wird dieses individuelle Begleiten, da die Stiftung Brändi als Erbringerin von ambulanten Fachleistungen im Wohnbereich anerkannt ist. Daneben wird Maria Sacco auch beruflich unterstützt und gefördert. Sie ist Mitarbeiterin in einem geschützten Arbeitsplatz im Bereich Floristik in der Dorfgärtnerei Kriens der Stiftung Brändi. Die Natur und Blumen sind seit jeher ihre Passion – und nun endlich auch ihr Berufsalltag. Maria Sacco blüht auf, wenn sie über ihre eigene Wohnung und ihren Job spricht. Man spürt: Die 27-Jährige ist heute genau da, wo sie so lange hinwollte. «Ich bin auf mich und meine Entwicklung sehr stolz und froh, dass ich diesen Weg mit der Stiftung Brändi gegangen bin. Ihre Unterstützung in den letzten neun Jahren erlebte ich sehr positiv. Alle wollten mich weiterbringen und waren auch in schwierigen Zeiten für mich da. Dafür bin ich sehr dankbar.»

 

Von Manuel Huber, Bilder: Fotosolar

Ambulante Fachleistungen Wohnen

Seit dem 1. 1. 2023 sind wir als Erbringerin ambulanter Fachleistungen im Wohnbereich anerkannt. Personen, die in einer eigenen Wohnung oder einer inklusiven Wohngruppe wohnen möchten, dazu aber auf Wohnbegleitung in Form von sozialpädagogischer Unterstützung angewiesen sind, können sich bei uns melden. Gerne unterstützen wir Sie bei der Verwirklichung Ihrer Wohnvision.